Planungszeit
Januar bis April 2019
Auslober
Stadt Kirchheim unter Teck
Projektbeschreibung
Die Altstadt von Kirchheim ist ein engmaschiges und gewachsenes Gefüge. Die Körnung der Häuser ist nicht locker gestreut, sondern präzise gesetzt und von Fachwerk und dem ehemaligen Gürtel der Stadtmauer geprägt. Der alte 70er Jahre Zugang des Kornhauses wird wieder zum Schaufenster und formuliert eine Abkehr von der sonst rein kommerziellen Fußgängerzone. Der neue Zugang mit eigenem Vorplatz liegt stirnseitig am Giebel, und revitalisiert den ursprünglichen Eingang des Hauses an der Max-Eyth- Straße. Der Zugang liegt dem Eingang des Max-Eyth-Haus gegenüber und verbindet so über einen gemeinsamen Eingangsvorplatz Literaturhaus und Kunsthaus. Der Max-Eyth-Platz bietet erhabene Ruhe, um aus dem hektischen Treiben der Fußgängerzone herauszutreten und zwischen den Kulturdenkmälern zu verweilen. Der Rückbau der bestehenden Rampenanlage lädt ein, das Haus zu umlaufen. Zwei Roststahlwände, die einmal die Rampe fassen und gleichzeitig Brüstung sind, stehen in den öffentlichen Raum, lenken den Besucher, kündigen an und machen aufmerksam.
Der Widerholtplatz bekommt durch die erweiterte Präsenz des Museums nach Westen mit dem Haupteingang und den großen Toren nach Norden zum Kirchplatz hin eine neue Wertigkeit und Funktion. Er ist keine Rückseite mehr, sondern darf nun sein volles Potential als Kulturplatz zum Ausdruck bringen. Man trinkt einen Kaffee oder stösst an einer Vernissage mit einem Glas Sekt auf die neue Ausstellung an, man hat den gesamten Platz im Blick und erlebt das Kommen und Gehen am Rande der Altstadt. Öffentlicher Raum ist entstanden, städtisches Leben wieder spürbar. Die Freiflächen um die Martinskirche werden neu geordnet. Ein neuer Fussweg zeichnet die ehemalige Stadtmauer nach, als Erinnerungsspur und Ort zum Verweilen im Park um die Kirche. Der Widerholtplatz erhält Sitzgelegenheiten sowie ein großformatiges Steinpflaster, der kleine historische Kreuzgang wird durch einen kleinteiligen Belagwechsel im gleichen Material leise nachgezeichnet.
Der schlichte freistehende Baukörper stellt in der denkmalreichen Kirchheimer Altstadt schon allein durch seine Größe eine Besonderheit dar. Das architektonische Bild des Hauses zeigt einen archaischen Körper, steinern, rational, strukturvoll, wehrhaft und längs orientiert.
Dem Haus wurde in den 70er Jahren ein Stück weit seine Wurzeln genommen, indem eine Passage (weder Arkaden noch Kolonnaden) im Erdgeschoss erzwungen wurde. Augenscheinlich wird dieser Freiraum nicht angenommen und bildet eine Distanz zur Fussgängerzone. Ziel ist es, das Kornhaus durch wenige, aber klare Eingriffe wie Rückbau, Einbau, Rhythmus, Ordnung, Struktur, überlegte Proportion, vorsichtigem und behutsamen Umgang mit dem Bestand würdevoll und feinsinnig zu gestalten. Das Kornhaus soll zukünftig unter diesem einfachen und einprägenden Begriff die Städtische Galerie, das Städtische Museum, den Kulturring, sowie einen Veranstaltungssaal nach außen vereinen und zum Ausdruck bringen. Neben dem Eingang werden die neuen Ausstellungen digital angekündigt.
Die museologische Konzeption geht von einem hochflexiblen Gesamtkonzept aus, welches das Kornhaus in die Zukunft nachhaltig gedacht und flexibel bespielbar macht.
Zeichnung
Detail
Dokumentation
Beteiligte
In Kooperation mit mehr architekten
Brodbeck, Rössler, von het Hekke, Kirchheim unter Teck
Brandschutz
Ralph Kluth Dipl-Ing. (FH), Stuttgart