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Wohnhaus H, Stuttgart

Planungs- und Bauzeit

2004 – 2005

Bauherr

Privat

Projektbeschreibung

Ein junges Ehepaar mit zwei kleinen Kindern konnte in ruhiger Wohnlage, auf dem Areal einer ehemaligen Grenadierkaserne, von der Stadt Stuttgart eins der letzten Grundstücke im Stadtteil Zuffenhausen erwerben. Die Parzelle ist ebenerdig erschlossen und von einer öffentlichen Grünfläche winkelförmig eingefasst. Der größte Teil des Quartiers war bebaut, die Zu- und Abfahrt fertiggestellt. Die Planer des Wohngebiets „Im Raiser“ legten besonderen Wert auf ökologische und flächensparende Bauweise. Das städtebauliche Konzept fordert verbindlich eine Bebauung in Niedrigenergiebauweise mit begrünten Flachdächern. Der Bebauungsplan war eng gefasst. Um die Flächen optimal nutzen zu können, ergab sich fast zwangsläufig ein zweigeschossiger, unterkellerter Massivbau mit festgelegter Erdgeschoss-Fußbodenhöhe und einer freistehenden Garage. Die für ein Experiment aufgeschlossenen Auftraggeber wünschten sich bei minimalem Budget ein offenes, flexibles Massivhaus, eine kurze Bauzeit und die Möglichkeit, sich mit Eigenleistungen am Bauprozess zu beteiligen. Typologisch entwickelten wir das Konzept als vertikale Raumfolge. Die axial angeordnete „transparente Treppe“ gliedert die Geschossebenen in jeweils zwei flexibel nutzbare Bereiche. Dadurch konnte raumsparend auf unnötige Treppenräume verzichtet werden. Eine kleine Galerie schafft Platz für den Kamin und eine zweigeschossigen Bibliothekswand. Der zur Einfahrt gelegene Wohnraum erhält durch das Dachoberlicht und ein „Bodenfenster“ eine differenzierte Lichtatmosphäre. Um auf kostspielige Ausbaugewerke verzichten zu können, wurde der streng geometrische Baukörper aus Stahlbeton-Fertigteilen mit bereits integrierter Vorinstallation für die Elektrotechnik errichtet. Die wärmegedämmte Außenwand ist mit einer hinterlüfteten Außenhaut verkleidet, die aus überlappend verlegten Kunststoff- Wellplatten besteht. Die Infrarot reflektierende Oberfläche der Wellplatte verhindert die Überhitzung des Luftzwischenraums im Sommer. Im Winter gibt die erwärmte Luft dagegen die gespeicherte Energie an die Innenräume weiter. Die an Schiltpatt erinnernden Wellplatten sind durchscheinend und leuchten weiß bis eierschalenfarbig. Die Welle reflektiert und bricht die Farbskalen des Sonnenlichts. Der hinterlüftete Zwischenraum wird durch teilweise farbige Dämmschutzfolien betont. Durch die Überlagerung der strengen Außenhülle mit den geometrischen Flächen dahinter entstehen eigenständige Fassadenansichten.

Zeichnung

Modell

Detail

Beteiligte

Tragwerksplanung

Ingenieurpartnerschaft Weber, Grauer, Holl, Stuttgart

Bauphysik

Horstmann + Berger, Altensteig

Vermessung

Bartholomä & Kunze, Kirchberg a.d. Murr

Rohbau

Karl-Heinz Rahm GmbH, Stuttgart

Beton

Beton Kemmler, Tübingen-Hirschau

Fenster

Rieker Fensterwerkstätte GmbH, Leingarten

Fassade

McCafferty GmbH, Stuttgart

Fotografie

S+P