Planungs- und Bauzeit
März – Mai 2025
Bauherr
Stadt Frankfurt am Main
Projektbeschreibung
Ziel ist ein offener Stadtraum. Vielfältige Baukörper und Bürgerbeteiligung formen einen Ort der Demokratie – vernetzt, grün, wandelbar, partizipativ und als Antwort auf den gesellschaftlichen und klimatischen Wandel.
Bausteine für den Ort der Demokratie sind:
Demokratischer Stadtraum
Ein urbanes Stadtfeld zwischen Schaumainkai und Eschenheimer Tor wird als offener Ort der Demokratie gedacht – durch Rückbau, Durchwegung und öffentliche Zugänglichkeit gestärkt.
Architektur und Grün
Paulskirche, Alte Kämmerei und neues Entrée wirken im Zusammenspiel. Baumvielfalt, „Garten der Demokratie“ und klimaaktive Elemente machen Wandel, Schutz und Offenheit sichtbar.
Partizipation und Symbolik
Säulen der Demokratie mit Textbändern und Bürgerbeiträgen visualisieren Diskurs und Verfassung. Öffentlichkeit wird beteiligt – digital, analog, dauerhaft und schützend inszeniert.
Das Stadtfeld wird durch den Dreiklang aus Alter Kämmerei, Paulskirche und einem neuen Entréegebäude strukturiert. Die Architekturaufgabe wird dabei nicht durch ein Einzelgebäude gelöst, sondern im Zusammenspiel der Baukörper – ein Sinnbild demokratischer Wechselwirkung. Die gewünschten Nutzungsbereiche können organisatorisch und architektonisch wie folgt zugeordnet werden:
1. Versammlung (Paulskirche)
2. Ausstellung und Info (Entréegebäude)
3. Labore (Bestand Kämmerei)
Die Paulskirche hat sich über viele Jahre als weitgehend freistehender Solitär aus dem dichten Stadtnetz herausgeschält; diese Hauptrolle, auch im Wechsel der Nutzungsmöglichkeiten am Ort, bleibt ihr weiterhin erhalten.
Das Entréegebäude mit dem kreisförmigen Eingangsbereich ist Info- und Meetingpoint und präsentiert die benötigten Informationen mit unterschiedlichen Medien. Zwei darüberliegende, auskragende, flexible Ausstellungsebenen führen zum kleinen Forum der Dachterrasse, die dem Besucher, dem Bürger, einen Überblick auf das gesamte Stadtfeld bietet. Die Fassade aus verschiebbaren, großflächigen, opaken Glasstreifen öffnet und schließt sich gemäß den gewünschten Veranstaltungs- und Ausstellungsthemen. Das Gebäude wandelt sich in unterschiedliche „Aggregatszustände“.
Die Labore (Shop, Verwaltung, Bibliothek, Seminare, Labore und Café) im Bestandsgebäude der Kämmerei mit dem gläsernen Aufbau und den einladend großzügigen Öffnungen im Erdgeschoss machen klar, dass dieses Bauteil nun mitspielt und man es neu nutzt.
Die witterungsgeschützte Verbindung aller Bauteile im Untergeschoss ergänzt das Angebot funktional und führt bereits im UG in die grüne Oase im ersten Lichthof. Der als Wintergarten konzipierte Innenhof ist nicht nur Erschließung, sondern ein überraschender Erholungsraum für alle Nutzer. Das Café mit vorgelagerter, auskragender Dachterrasse bietet jedem Bürger nicht nur einen Überblick auf den Ort der Demokratie, sondern darüber hinaus einen Blick auf den Dom – ein Blickdiskurs, der in Bezug auf ein Demokratieverständnis mit einem Hinweis auf eine vergangene, monotheistisch-monarchistische Gesellschaftsform (Krönungen u. a. m.) interessant erscheint.
Die Architekturen werden nun über die grünen Bausteine unter Einbindung des bestehenden Baumdaches ganz wesentlich ergänzt und auch erweitert.
Der steinerne, oft überhitzte Stadtplatz auf dem Römerberg wird ausgeglichen über eine kräftige Ausweitung des Baumbestandes am Ort der Demokratie; allerdings nicht mehr so monochrom über Platanen, sondern über eine Vielfalt neuer Baumstandorte, die eine Vielfarbigkeit, auch im Blüh- und Duftbereich, einbringen und erlebbar machen.
Ein angebotener Sprühnebel (der zu gewissen Tages- und Jahreszeiten einsetzt) wird den Garten der Demokratie als Klimaaktivator in einer ansonsten oft überhitzten Umgebung ausgleichend wirken lassen. Über das ganze Feld eingestreute „litfaßartige“ Säulen der Demokratie kann sich der Bürger selbst über digitale Medien aktiv einbringen.
Piktogramme
Modell
Beteiligte
Stadtplanung
SCALA - Esefeld & Prof. Nagler
Freie Architekten BDA, Stadtplaner SRL, Stuttgart
Dipl.-Ing. Jörg Esefeld, Dipl.-Ing. Sayman Bostanci
Landschaftsarchitektur
Planungsgruppe Landschaft und Raum, Korntal-Münchingen
Prof. Cornelia Bott, M. Eng. Mohadese Bagheri
Architekturtheorie
Professor i.R. Dr.-Ing. Sokratis Georgiadis, Architekt, Architekturhistoriker, Stuttgart
Modellbau, Fotografie
S&P, Batuhan Gugeler
Titelbild: Bundesarchiv_Bild_183-2005-0717-514_Frankfurt_am_Main_Wiederaufbau_der_Paulskirche
Quelle: Wikimedia Commons, Fotograf Erich Dumm, 1947