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Wettbewerb Fruchtkasten Herrenberg

Planungszeit

April bis August 2020

Auslober

Stadtverwaltung Herrenberg

Projektbeschreibung

Leitidee der Intervention ist die Wiederherstellung und weitreichendste Sichtbarmachung der verschiedenen Zeitschichten der langjährigen Geschichte des denkmalgeschützten Bauwerks verbunden mit einer zeitgemäßen und zugleich zukunftsoffenen Nutzung, die den Fruchtkasten zu einem vitalen kulturellen Element des Stadtlebens verwandeln soll. Das Fachwerk der Fassade zur Tübinger Straße wird im EG und 1. OG freigelegt bzw. wiederhergestellt. Hier befindet sich auch der Haupteingang des Gebäudes, der zwar als neues Element erkennbar ist ohne jedoch die historische Bausubstanz zu beeinträchtigen. Die im Gebäude integrierten Teile der Stadtmauer werden an der Ost- und Südseite (bis einschließlich 2. Geschoss) als Steinmauerwerk wieder erkenntlich. Ein Durchbruch (Fenster) an beiden Seiten des Runderkers des 2. Obergeschosses ist als zeichenhaftes Zeugnis der aktuellen Intervention zu verstehen.

Das innenräumliche Konzept sieht gezielte Eingriffe vor, die das jetzige, durch die strikte Geschossschichtung bedingte Raumerlebnis, mittels der Einführung vertikaler räumlicher Verbindungen und Bezüge erweitern und bereichern. Das Entrée des Gebäudes auf Erdgeschossebene ist schwellenfrei vom Nordeingang des Fruchtkastens zugänglich. Der Raum erfährt auf dieser Ebene eine großzügige Gestaltung, bei der auf optische Barrieren weitgehend verzichtet wird und beherbergt Bereiche für Kasse, Touristeninformation, Shop sowie den Meeting-Point, von dem aus Führungen durch das Gebäude oder Stadtführungen ihren Ausgangspunkt finden.

Die Ausstellung wird im 1. Obergeschoss fortgeführt. Der betont öffentlichkeitsbezogene Multifunktionsraum ist auf die Tübinger Straße ausgerichtet, während der eher introvertierte Bereich für Kulturvermittlung die südliche, von der Stadtmauer definierte Seite besetzt. Das 2. Obergeschoss wird dominiert von der Ausstellung. Die Stadtgeschichtsschau wird fortgeführt und verdichtet sich punktuell, so dass sich innerhalb des Ausstellungsflusses thematische Schwerpunktbereiche bilden, die dauerhaft besetzt sind und temporär erweitert werden können und daher maximale Flexibilität aufweisen. In diesem Geschoss befindet sich das hauseigene Café mit dem einmaligen Ausblick an der verglasten Südostecke des Gebäudes, direkt am Runderker. Im 1. Dachgeschoss finden Sonderausstellungen statt, zudem befindet sich hier der Veranstaltungssaal. Eine kleine historische Treppenleiter könnte in Verbindung damit für kurze Einblicke ins ‚Vogelquartier‘ genutzt werden. Dieses befindet sich im 3. Dachgeschoss und im Dachspitz und enthält Nistplätze für Fledermäuse und Mauersegler.

Die Grundidee der Neugestaltung der Ausstellung ist die Vernetzung zwischen Fakten der Stadtgeschichte und der Präsentation der drei herausragenden Herrenberger Persönlichkeiten der Neuzeit (Zeitenwende). Dabei umspielen die Wechselausstellungsbereiche die drei Kabinette der Herrenberger Persönlichkeiten (Wilhelm Schickard, Johann Valentin Andreae, Heinrich Schickhardt), die sich in relativer Autonomie im räumlichen Fluidum behaupten. Die Dauerausstellung Zeitenwende zu den drei Herrenberger Persönlichkeiten wird dabei immer im Kontext der Wechselausstellungen erfahrbar gemacht.

Zeichnungen

Details

Dokumentation

Beteiligte

Kommunikationsdesign

Studio Tillack Knöll
Sven Tillack und Steffen Knöll, Stuttgart

Architekturtheorie

Prof. Dr.-Ing. Sokratis Georgiadis, Stuttgart

Beratung Bausubstanz

Christian Peters
Christian Peters Freie Architekten, Neustrelitz

Klima Engineering

Prof. Dipl.-Ing. Matthias Rudolf
Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart

Bauphysik

Binder Hillnhütter Deisinger Architekt und Beratende Ingenieure, Kirchheim am Neckar

Vorbeugender Brandschutz

Ralf Kludt Ingenieurgesellschaft mbH, Stuttgart