Planungs- und Bauzeit
2013 – 2014
Bauherr
privat
Projektbeschreibung
Eine Eigentumswohnung im zweiten Obergeschoss einer Reihenhaussiedlung aus dem Baujahr 1934, in unmittelbarer Sichtweise der Weißenhofsiedlung von Ludwig Mies van der Rohe (1927) und in Verlängerung des Höhenrestaurants und der Wohnsiedlung Schönblick von Karl Beer (1929) in Stuttgart sollte nach den Wünschen der neuen Eigentümer umgebaut werden.
Durch Kriegszerstörungen und Umbauten aufgrund mehrerer Eigentümerwechsel waren die Raumfolgen und Proportionen stark verändert, und der ursprüngliche Charme einer der Moderne verpflichteten funktionalen Einfachheit war völlig verloren gegangen.
Ziel der neuen Planung war die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumfolgen sowie der gro.zügigen Eingangsdiele unter Inkaufnahme der Verkleinerung des erweiterten Badezimmers. Der konzeptionelle Leitgedankte der Umgestaltung bestand in der Adaption des „Glasraums“, einer Gestaltungsidee von Lilly Reich und Mies van der Rohe im Rahmen der Stuttgarter Werkbundausstellung „Die Wohnung“ aus dem Jahre 1927. Der „Glasraum“ präsentierte seinerzeit erstmals das realisierte Konzept eines fließenden Wohnraums durch die Verwendung von Glas in unterschiedlichen Transparenzen und Farbnuancen.
Das Konzept der autonomen Elemente
Die vorgefundene Raumhülle wurde durch kleinere Eingriffe und die behutsame Ergänzung bzw. Reduzierung von Raumelementen auf ihre urprüngliche Form zurückgeführt.
In die so vereinheitlichte „graue Hülle“ wurden drei raumgreifende Glasscheiben in den Farben Signalweiß, Schwarzrot und Schwarzblau eingestellt. Die farbige Glasscheiben sind durch Holzeinbauten aus Afzelia- und Eukalyptusholz, einen aus dem Gewächshausbau entliehenen Aluminiumvorhang, italienisches Naturleinen, Tischflächen aus weißem Carrara-Marmor sowie verzinkte Schiebetüren und Industrieregale kontrastiert und ergänzt. Die einzelnen Raumelemente sind dabei stets autonom und ablesbar geblieben und haben ihren eigenständigen Charakter bewahrt.
Je nach Tagesstimmung und Lichteinfall werden die gläsernern Farbflächen zu Reflektoren des Außenraums oder des illuminierten Innenraums. Die unterschiedlichen Dichtegrade der Gläser erlauben kontrollierte Einblicke und Spiegelungen in angrezende Räumlichkeiten und lösen dadurch die bestehenden Wandbegrenzungen scheinbar auf.
Zeichnung
Detail
Beteiligte
Sanitär- und Heizungsanlagen
Stäbler GmbH, Stuttgart-Vaihingen
Innenausbau
Dolch & Reiner, Leingarten
Sonnenschutz
A. Hoefgen, Leinfelden Echterdingen
Malerarbeiten
Stefan Turata GmbH, Steinenbronn
Fliesenarbeiten
Thomas Kohl, Hildrizhausen
Bodenbelagsarbeiten
Stefan Turata GmbH, Steinenbronn
Leuchten
Trieschmann GmbH, Rutesheim
Textilien
Gudrun Rolle, Stuttgart
Möblierung
Heselschwerdt Wohnmanufaktur, Stuttgart
Fotograf
Rudolf Schmutz jun., Hamburg